Ausgangslage
In der derzeitigen touristischen Vermittlung überwiegt für den Naturraum Moor oftmals der Blick in die Vergangenheit. Die vielfältigen, tiefgreifenden Veränderungen, wie das absehbare Ende des Torfabbaus in der Bundesrepublik, Fragen der Renaturierung und Wiedervernässung, landwirtschaftliche Nutzung von Hochmooren und Klimabilanzen von (degradierten) Mooren werden bislang kaum thematisiert. Dieses Phänomen setzt sich in der Darstellung der als Moor typisch bezeichneten Tierwelt fort, vor allem Tiere mit hoher Symbolkraft, wie Birkhahn, Goldregenpfeifer und Sumpfohreule stehen im Fokus, obwohl diese Vogelarten mit der Kultivierung der Moore längst verschwunden bzw. einige fast ausgestorben sind. Die Veränderung der Tierwelt, die bereits vor 1925 einsetzte, wird außer in Fachkreisen nicht wahrgenommen und dementsprechend nicht für die breite Öffentlichkeit aufgearbeitet und vermittelt.
Ursprüngliches Hochmoor als Naturraum oder Lebensraum für Tiere existiert in Deutschland seit über 90 Jahren nicht mehr. Dennoch stützt sich die gesamte naturkundliche Pädagogik und Darstellung der vorhandenen Flora und Fauna in den Naturschutzgebieten auf diese Vorstellungen und Bilder einer längst verschwundenen bzw. überformten Tierwelt in einer veränderten, oftmals degenerierten Hochmoor(ähnlichen) Vegetation. Für viele Tiergruppen gibt es bis heute keinen gesicherten Überblick darüber, wie viele Arten tatsächliche Hochmoorbewohner sind.
In der Naturpark-Region „Moor ohne Grenzen“ sind, Stand August 2018, 10 Naturschutzgebiete ausgewiesen, die dem Themenbereich Moor zugehörig sind. Dazu kommt noch das niederländische Naturreservat Bargerveen, das der Staatbosbeheer verwaltet.
Die Naturpark-Region formt sich aus dem ehemaligen Bourtanger Moor, das das größte zusammenhängende Hochmoorgebiet Mitteleuropas war. Zu den bereits renaturierten Flächen auf der niederländischen Seite werden in den kommenden Jahrzehnten noch einige ehemalige Torf-abbauflächen der deutschen Seite kommen, die bereits vernässt werden oder noch zu vernässen sind. Daraus folgt, dass sich Teile der Naturpark-Region in den nächsten Jahrzehnten entwickeln und wandeln werden. In den oben genannten NSGs gibt es noch relativ intakte Kleinflächen wie den Meerkolk. Die überwiegende Anzahl der Flächen weist aber verschiedene Stadien der Moordegeneration auf, wobei hier nasse Moorwiesen, trockene Heidestandorte sowie Birkengebüsch nebeneinander existieren können. Bis auf ein paar Restflächen, in denen man noch Schwingrasen oder ähnliches findet, sind intakte Hochmoore als Naturraum aber in der Region verschwunden. Stattdessen befinden sich auf über 90 % der Flächen verschiedenste Stadien der Moordegeneration.