Zwischen 1933 und 1945 unterhielt der NS-Staat im Emsland und der Grafschaft Bentheim 15 Gefangenenlager. Als Teil des Systems von SS, Justiz und Wehrmacht waren alle Orte des NS-Terrors. Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein mussten die Gefangenen schwere Zwangsarbeit in der Moorkultivierung, ab Mitte 1942 in der Torf- und Rüstungsindustrie und in Bombenräum-Kommandos, leisten. In den Emslandlagern litten insgesamt etwa 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene, während des Krieges zusätzlich weit mehr als 100.000 Kriegsgefangene. Mehr als 20.000 Menschen verhungerten, starben an Erschöpfung und Krankheiten, als Folge körperlicher Misshandlungen oder wurden „auf der Flucht erschossen“. Seit November 2011 erinnert die Gedenkstätte Esterwegen als ein europäischer Gedenkort an alle 15 Emslandlager und ihre Opfer. Mehr als 25.000 Menschen, viele von ihnen Jugendliche, besuchen jährlich die Gedenkstätte. Bis 2011 wurde die Geschichte der Emslandlager unter anderem durch eine Dauerausstellung im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager in Papenburg dargestellt.
Die Lager Hesepe und Dalum wurden im Juni 1938 bzw. im Mai 1939 zunächst als Strafgefangenenlager der Justizverwaltung für 1.000 bzw. 1.500 Gefangene fertiggestellt, im September 1939 durch das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) übernommen und als Zweiglager des Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlagers (Stalag) VI C Bathorn mit den weiteren Zweiglagern Alexisdorf und Wietmarschen eingerichtet. Im September 1940 war das Stalag VI C mit mehr als 16.500 Insassen belegt, darunter französische, englische, belgische und polnische Kriegsgefangene. Im Sommer 1941 wurden erstmalig auch jugoslawische, serbische und sowjetische Kriegsgefangene registriert. 1941/42 kamen französische Kriegsgefangene in das Lager Hesepe (XI), Anfang bis Mitte 1944 sowjetische Kriegsgefangene – zahlreiche Todesfälle wurden beim zuständigen Standesamt registriert –, ab Juli 1944 auch mehr als 2.000 italienische Militärinternierte. Nach Kriegsende diente es zunächst als Lager für befreite Kriegsgefangene, seit Oktober 1945 als einziges Lager für ehemalige zivile Zwangsarbeiter („displaced persons“) aus Lettland, Estland und Litauen. 1948 erfolgte die Übergabe des Lagers an den Vorstand der Strafanstalten Emsland, Anfang Januar 1949 die Belegung mit Strafgefangenen der JVA Lingen.
Das Lager Dalum (XII) diente bis Sommer 1940 als Sammel- und Durchgangslager für Kriegsgefangene. Im September 1941 wurde es mit 4.100 sowjetischen Kriegsgefangenen belegt, im Juni 1942 der Luftwaffe als Gerätelager übergeben und erst 1944 wieder mit Gefangenen belegt, mit etwa 1.000 bis 3.000 zur Zwangsarbeit aus Rotterdam nach Deutschland Deportierten. Von Anfang Januar 1945 bis März 1945 war das Lager ein Außenlager des KZ Neuengamme, über 1.000 KZ-Häftlinge kamen nach Dalum. Kälte und Nässe sowie eine völlig unzureichende Unterbringung und Verpflegung führten auch in dieser Phase zu zahlreichen Todesfällen.
Nach Kriegsende bis Mitte 1948 fungierte es als Lager für ehemalige zivile, überwiegend polnische Zwangsarbeiter und weitere „displaced persons“, im Anschluss als Unterkunft („Lager Erika“) für Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches.
Heutiger Zustand der beiden ehemaligen Lagerstandorte und des Lagerfriedhofes
An den historischen Orten selbst sind heute nur noch wenige Spuren dieser jahrzehntelang vergessenen und verdrängten Vergangenheit erhalten. Landwirtschaftliche Nutzflächen und Industriegebiete (Dalum) bzw. eine Außenabteilung der Justizvollzugsanstalt Lingen (Hesepe) finden sich nun an den ehemaligen Lagerstandorten. In wenigen Fällen blieben Teile der Trafostationen (Dalum und Hesepe), der Wasserwerke (Dalum) und der Haupttore (Dalum) die letzten baulichen Zeugen des Nationalsozialismus. Alle Lagerfriedhöfe sind in den 1950er- und 1960er Jahren mehr oder weniger einheitlich gestaltet, die individuellen Grabstellen aufgegeben und fast überall anonymisiert worden, so auch in Dalum.